Spielplatz Friedhof
Mitten in Berlin locken paradiesisch verwilderte Friedhöfe zum Spaziergang. Verwitterte Grabsteine und rostige Gitter verzaubern urbane Hektiker.
Elf stillgelegte Friedhöfe sollen aufgelöst werden, so will es der Berliner Senat. Sie werden nicht mehr gebraucht, nicht als Begräbnisstätten. Aber als Park. Dafür kämpfte die “Bürgerinitiative Rollerfriedhof” in Prenzlauer Berg jahrelang. Die Evangelische Kirche, knapp bei Kasse, wollte das Gelände zuerst an einen Investor verscherbeln. Doch dann fand sich der Bezirk Pankow als Käufer. Inzwischen sind die Bagger am Werk. Wackelige Grabsteine und Wildwuchs müssen weg. Aber was dann?
Befragungen unter den Anwohnern ergab – bitte kein Spielplatz für Kinder. Obwohl es im Kiez mit seinen vielen jungen Familien an Grünflächen fehlt. Die mit der Planung beauftragten Landschaftsarchitekten gruppeF schufen einen Kompromiss. Erst auf den zweiten Blick wird der neue Park als ehemaliger Friedhof erkennbar sein. Irgendwo im Gebüsch, an einen bizarren Baum gelehnt, stehen vereinzelt Grabsteine. Kinder dürfen auf Erkundungstour gehen, auf alten Sockelsteinen balancieren, in gefällten Baumkronen herumklettern. Rutsche und Sandkasten wird es hier nicht geben. Kinder der nahen Grundschule waren es auch, die ihm den neuen Namen gaben: Leisepark. Denn leise soll es hier zugehen, ohne Grillpartys und Hundegebell.
Diese Geschichte ist übrigens mein fünfter Bericht in drei Jahren über Berliner Friedhöfe. Das schärft den Blick für die Dinge.
rbb “zibb”, zuhause in Berlin und Brandenburg, 23.9.2011, 18.30 Uhr
rbb “Gartenzeit”, 30.10.2011, 18.30 Uhr