Du siehst mich – 1. Mose 16,13

    Ich bin ja nun nicht gottesgläubig oder irgendwie religiös. Aber ich mag es, wenn Menschen göttlichen Geist spüren und aus der Nähe zu Gott Inspiration und Kraft ziehen. Bei sämtlichen Religionen. Über den Missbrauch alles Religiösen, wie ihn machtgierige Menschen nutzen, um die Welt ins Unglück zu stürzen, will ich hier nicht reden. Sondern über einen Dreh, der mich erheitert und sogar ein wenig erleuchtet hat.

     

    Losung des Kirchentags 2017

     

    Zu Himmelfahrt wird Berlin von Menschen geflutet sein. Der evangelische Kirchentag findet quasi vor meiner Haustür statt, und so wurde ich auserwählt, einen Vorbericht zu machen. Passend zur Losung aus 1. Mose 16,13: “Du siehst mich” sollte ich drei Projekte finden. Nichts schwerer als das, wenn es mehr als tausend Veranstaltung an vier Tagen gibt und meine Anfrage so früh kommt, dass die Pressestelle noch nicht im Stoff steht.

     

    Pfarrerin und Pfarrer im Talar gehen ins Zeissgroßplanetarium

    Der Dreh führte mich dann zum Zeiss-Grossplanetarium, in das eine Pfarrerin und ein Pfarrer mit wehendem Talar eilten, um ihren Vortrag zu proben: “E.T. fragt: Siehst du auch mich? Über die Erlösung von Marsmenschen und anderen Kreaturen”

     

    Während mein lieber Kameramann mit den Lichtverhältnissen in Vorführsaal (es war ziemlich dunkel, wie auf dem Foto oben zu sehen ist) und den fliegenden Planeten kämpfte, hörte ich den Theologen beim Philosphieren über die Existenz von Gott zu. Sie gingen dabei der Frage nach, ob es vermessen sei, Außerirdische mit dem christlichen Glauben missionieren zu wollen. Ich finde ja, das geht Lichtjahre zu weit. Lasst doch den anderen ihren eigenen Glauben und seien es Marsmännchen. Dieser Grundsatz hätte was von Weltretterqualität.

     

    Nach einem Zwischenstopp beim Speed-Dating-Übungstreffen für den Abend der Begegnung landeten wir schließlich in Moabit. Schon vor Jahren war mir bei einem Dreh in der seelenlosen, verkehrsgequälten Beusselstraße eine prächtige Kirche aufgefallen, die allen Ernstes ungenutzt war. Seit kurzem wird die Reformationskirche von einer Gemeinschaft junger Christen neu bespielt. Sie haben einen Konvent gegründet, wie aufregend. Anstelle eines Pfarrers oder einer Pfarrerin wirken in der Refo-Moabit sechs zertifizierte Laienprediger, offiziell Prädikanten genannt, und holen Kultur und Glauben zurück an diesen schönen Ort.

     

    Rike Flämig probiert Stoffe für eine Textilinstallation während des Luthopia-Festivals

     

    Mehr zur Frage: Du siehst mich – siehst Du auch mich?

    “Sonntags – TV fürs Leben”, 2.4.2017, 9 Uhr, ZDF

    ZDF-Mediathek: Sehen und Erkennen
    Mein Beitrag ab Minute 21’17