Auf die Kuh kommt´s an
Glückliche Menschen, die auf dem Dorf leben, sind eigentlich kein Thema für einen Fernsehbeitrag. Da fehlt die Fallhöhe, um mal einen journalistischen Fachbegriff ins Spiel zu bringen, kein Aufreger, kein Skandal, nichts womit wir glauben, die Zuschauer vom Wegzappen abhalten zu können. Trotzdem habe ich vor ein paar Tagen eine Frau beim Kräuterernten im Garten gedreht und ihren Mann mit seinem Freund plaudernd in einer Pause vom Werkeln am Garagenneubau. Es kommt eben in einem Magazin auf den Kontext an. In dieser Sendung ist mein Portrait über die beiden Ex-Berliner das Gegenstück zu krassen Beiträgen, in denen Menschen in der Stadt um ihr Recht auf angemessenen Wohnraum kämpfen. Meine Protagonisten juckt das alles nicht mehr und so hatten wir einen entspannten Drehtag, aßen zu Mittag die geernteten Kräuter und den ungespritzten Salat aus ihrem Garten. Lecker.
Der inszenatorische Höhepunkt kam, als der Kameramann Nachbars Kühe ins Bild setzen wollte und der Assistent den Cowboy gab. Er schwang seine rote Jacke hoch über dem Kopf und versuchte die Kühe vor die Kamera zu treiben. Die rannten vor Schreck weg, aber da hatten wir sie längst im Kasten.
“Sonntags – TV fürs Leben”, 7. Juli 2013, 9 Uhr, ZDF