Abschied für immer

    Zu seinem Abschied noch einmal ein volles Haus: Alle wollten sie dabei sein, die Kirchengemeinde, Familie und Freunde, der Chor, die Konfirmanden. Pfarrer Moll hat in seinen 28 Dienstjahren in der Kirche zum Guten Hirten in Berlin-Friedenau eine lebendige Gemeinschaft geschaffen. Und nun sollte er sie verlassen.

    “Ach wäre ich doch rechtzeitig Katholik geworden,” entfuhr es ihm, halb im Scherz, halb ernst gemeint, als ich ihn in der Sakristei fragte, wie er sich vor seinem letzten Gottesdienst fühle. Als katholischer Pfarrer hätte er bis zum Lebensende seine Gemeinde betreuen dürfen. Die evangelische Kirche aber schickt ihre Pfarrer mit Erreichen des Rentenalters in den Ruhestand. Manfred Moll gehört zu den Menschen, die das Prinzip Ruhestand als Zumutung empfinden. Warum den geliebten Beruf aufgeben, wenn man doch endlich so weit ist, ihn zu beherrschen? Wer der Arbeit überdrüssig sind, soll gehen, aber doch nicht die, die es gerne tun, findet er.

     

     

    Einmal Pfarrer, immer Pfarrer, das ja. Aushelfen, das dürfen sie weiterhin, wenn es in Kirchengemeinden eng ist, mit der Vertretung. Aber das ist natürlich etwas anderes, als wenn man über Jahre eine eigene Gemeinde betreut, die Kinder tauft, später mit ihnen auf Konfi-Fahrt geht und sie dann auch verheiratet und deren Kinder wieder tauft. Manfred Moll hat das genossen. Als einer der wenigen durfte er 28 Jahre lang in der selben Kirche wirken. Heute heißt es: nach zehn Jahren wird gewechselt, jedenfalls bei der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz.

    Moll muss gehen. Den Schlüssel zur Kirche dem Nachfolger geben. Wir waren beim Abschied dabei.

    “Sonntags – TV fürs Leben”, 3.9.2017, 9 Uhr, ZDF

    “Rente und was dann?” in der ZDF-Mediathek.
    Mein Beitrag ist der erste in der Sendung.