Lebensrettung für Elektroschrott

    Der Pürierstab rührt nicht mehr, aus dem CD-Player kommt kein Mucks – ab ins Reparaturcafé. Das hab ich im Fernsehen gesehen – in Köln und anderswo treffen sich Bastler und Leute wie ich, die ihren totgeglaubten Elektrogeräten neues Leben einhauchen wollen. Eine Initiative wider den Weg-werf-Wahn und für die Nachhaltigkeit, die Idee kommt aus den Niederlanden. In Berlin ist die Repair-yourself-Bewegung noch ein kleines Pflänzchen. Im Atelier der jungen Künstlerin Elisa Garotte aus Spanien versammeln sich einmal im Monat die Lebensretter für Elektroschrott.

    Ich gehe inkognito hin, unauffällige Undercoverrecherche, das Reparaturcafé hat Medienpotential. Bingo, als ich hinkomme ist der rbb schon da, zibb, die Sendung, für die ich gelegentlich auch arbeite. Eine Hase und Igel-Geschichte also. Aber ich mach hier nicht den Hasen. Ich schraub doch nicht vor der Kamera der Kollegen im Innenleben meiner Geräte herum und geb womöglich noch ein Interview, wie toll ich das alles hier finde. Die Begeisterung kommt eh erst später, ich geh noch mal um den Block. Als das Fernsehteam weg ist, erleben meine Geräte ihre Wiederauferstehung. 

    “So schnell geben wir nicht auf”, sagt der Tüftelfreak, der sich ihrer annimmt. Er fummelt hier, er fummelt da. Und siehe, der CD-Player braucht ein zartes Händchen beim Schließen der Klappe, schon kommt wieder Musik aus der Kiste. Hab ich ja auch probiert, aber der Verschlussmechanismus wollte nicht, wie ich will. Jetzt muss er wollen.

    Der studierte Diplomingenieur im ehrenamtlichen Furor hat noch mehr drauf. Er überlistet das auf Wegwerfen gestylte Design des Pürierstabes. Ich habe keine Schraube zum Öffnen gefunden. Aber er. Sie ist schick versteckt unter einer 1-Cent-großen Platte, die der Dipl.-Ing. mit grober Gewalt und meiner Zustimmung zur Zerstörung absprengt. Danach geht es eigentlich nur mit Spezialwerkzeug weiter. Das provoziert den Ehrgeiz des “So-schnell-geben-wir-nicht-auf”-Manns. Die spanische Künstlerin reicht eine Zange und eine Metallsäge, um aus der Spezialschraube eine Normalschraube zu machen. Nun, es endet wie es enden muss im Reparaturcafé – der Pürierstab rührt.

    Nächsten Monat komme ich wieder, ob mit meiner Fernsehkamera oder ohne. Auf jeden Fall aber mit einem Mixer, der einen Mixstab verliert, und mit einer Küchenwaage, die trotz Batterienwechsel die Digitalanzeige verweigert. Die haben auch eine zweite Chance verdient.