Surprise auf Stage 2

    Ich brauchte nur zwei Worte, um auf einer Bühne der re:publica zu landen: „Ich auch“. Das schrieb ich, als in in der Facebookgruppe der Digital Media Women gefragt wurde, wer denn zur #rp17 komme. Viele antworteten, die Liste war lang. Drei Tage später erhielt ich eine Email von Christiane Link, Kolumnistin für Die Zeit mit Wohnsitz London. Sie lud mich als ihren Überraschungsgast für das Digitale Quartett ein. Auf der Suche nach einer geeigneten Kandidatin war sie eben jenen fb-Post durchgegangen und auf mein Profil gestoßen. „Endlich mal ein professioneller Webauftritt einer Journalistin“, erzählte sie mir bei unserem geheimen Vortreffen. Das und mein Blogpost “Ein Dankeschön zum Muttertag” hatten den Ausschlag gegeben, ausgerechnet mich auf die Bühne zu holen.

     

    So kam es, dass am zweiten Abend der re:publica die Startseite meiner Homepage über den riesigen Bühnenscreen scrollte. Das sah verdammt gut aus. Während dessen nahm ich Platz neben so bekannten Leuten aus der Netzgemeinde wie Richard Gutjahr, Christiane Link, Daniel Fiene, Thomas Knüwer und Franziska Bluhm, Leiterin Digitale Vernetzung der Verlagsgruppe Handelsblatt. Letztere musste raten wer ich bin, das ist ja der Gag des Digitalen Quartetts. Die Rategäste für die vier anderen waren Ulrike Klode von der Seriensprechstunde, die Besorgte Bürgerin aka Franzi von Kempis, zwei Schauspieler der Lindenstraße und Jürgen Brautmeier, der frühere Direktor der Landesanstalt für Medien NRW.

     

    Natürlich kam @franziscript nicht darauf, wer ich bin. Dazu sind meine Spuren im Netz zu zart und längst gibt es zu viele Menschen, die sich da auch noch tummeln. Aber das auf das Ratespiel folgende Interview mit mir machte den Abend thematisch rund. Denn ich konnte erzählen, dass ich vor sechs Jahren als digital immigrant das Netz für mich erobert habe. Ausschlaggebend war die Überlegung, dass meine damals sechs Jahre alte Tochter sich garantiert eines Tages ins Internet begeben würde. Ich wollte dann nicht die ahnungslose, ängstlich warnende Glucke sein, sondern brauchte Vorlauf, um mich da umzusehen. Daraus ist eine intensive Beziehung geworden, nicht umsonst titele ich für mich “Ich arbeite mit dem Digitalen”.

     

    Vor zwei Wochen dann kam die inzwischen 12-jährige von ihrem ersten Girlsday bei Soundcloud begeistert nach Hause und verkündete, sie wolle coden lernen. Applaus vom re:publica-Publikum, ca. 200 Leute waren am späten Abend noch da. Dass wir jetzt beide einen html-Kurs bei codecademy gestartet haben, konnte ich noch hinterher werfen.

     

    Franziska Bluhm, als Mutter zweier noch recht kleiner Söhne, wollte bei unserem “Mudditalk” (so hat sie das dann genannt, hmm) wissen, wie ich meine Tochter ans Internet heranführe. Meine Antwort: “Ich sage ihr, höre auf dein Bauchgefühl.” Ich kann sie vor schlechten Erlebnissen nicht schützen, aber ich kann ihr mitgeben, dass sie ihr eigenes Alarmsystem aktivieren soll. Doofe Typen, scheiß Seiten – geh weg, klick weg. “Du hast es in der Hand.” Hoffe ich.

     

    Einen Lesetipp für besorgte Eltern kann ich noch geben: Netzgemüse von Tanja und Johnny Haeusler, gemeinsam Erfinder der re:publica. Nachdem ich das gelesen hatte, wusste ich, alles wird gut.

    Und natürlich möchte ich den Rückblick auf “meine” re:publica 2017 im Watch-Salon empfehlen. Im Blog des Journalistinnenbundes haben wir zu dritt eine Text-Bild-Tweet-Collage gefertigt.